Assureti

Sonnabend, 24.9.2016

 

Besuch bei einem alten Freund in Assureti

 

Als wir in Assureti ankamen, waren Manfred, mein Namensvetter, und sein georgischer Freund Kacha gerade dabei, Schnaps zu brennen. Manfred Tichonow (wie er zu seinem Nachnamen kam, ist ein Extra Geschichte Wert) ist vor Jahren aus dem deutschen Alltag ausgestiegen. Er kaufte sich ein baufaelliges Haus in dem georgischen Dorf unweit von Tbilissi, das früher einmal Elisabethtal hiess. Auswanderer aus Deutschland hatten es vor 200 Jahren gegründet, ihre Nachfahren sind inzwischen alle wieder in Deutschlands. Geblieben sind ein deutscher Friedhof (Foto stammt von einem Besuch 2013) und eine stark restaurierungsbedürftige evangelische Kirche.

Deutscher Friedhof in Assureti.
Deutscher Friedhof in Assureti.

Nur Manfred ist jetzt noch dort, beackert, begleitetet von drei zugelaufenen Hunden und mehreren Katzen, seine Weinfelder. Er macht guten Rot- und wie ich jetzt feststellen konnte, auch keinen schlechten Weißwein. Aus dem Trester brennt er in einer archaischen Apparatur Chacha, der in Italien Grappa heißt. Dieses Mal hatte er Wein, der ihm nicht Recht gelungen schien, in den Brennessel gefüllt. Die beiden  Brennmeister schlichen um die Apparatur herum, schnüffelten, nahmen Proben, massen den Alkoholgehalt. Bei knapp 70 Prozent hatten die ersten Liter gelegen, jetzt waren es immer noch knapp und 50 Prozent. „Das wird ein guter Congnac“, freute sich der Hausherr. Das klare Getränkt wird in ein altes Eichenfass umgefüllt, lagert ein paar Monate und schmeckt, davon hatte ich mich bei meinem letzten Besuch überzeugen können, ausgezeichnet.

 

Dieses Mal musste ich auf eine Verkostung verzichten, ich war mit dem Auto da und wenn man dann noch seinen Enkel an Bord hat, gelten die Sicherheitsvorschriften ganz besonders. Also gab es zum Schaschlik, den Kacha gekonnt vorbereitet hatte, für mich nur Wasser. Georgisches Borschomi,  natürlich!

Das Leben des Deutschen in Assureti klingt romantisch. Besonders wenn man in den etwas wilden Garten geht und Feigen oder Granatäpfel direkt vom Baum ernten kann. Doch das täuscht. Es ist harte Knochenarbeit, die zu verrichten ist und die erschwert wird durch den immer wieder auftretenden zeitweiligen Ausfall von Strom und Gas. Dann schimpft der andere Manfred auf den Staat, die Bürokratie, die Gas- und Stromversorger. Ganz wie zu Hause in Deutschland. Musste er dafür so weit reisen? Ich glaube schon, Georgien ist ein verrückt-sympathisches Land, das einen – einmal infiziert – nicht so schnell wieder loslässt. Das findet auch Caesar, der Mann aus Swanetien, der sich unsere Runde angeschlossen hat und lautstark einen Toast auf die Familie Und den Weltfrieden ausbringt und fröhlich mit „Gaumajos!“, dem georgischen Prost, endet.